Hermann Plackholm

Feuerwehrmann. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Hingerichtet.

* 1904    † 1944

 

Lebenslauf

Hermann Plackholm wurde am 2. Oktober 1904 in Wien geboren. Er wurde in einem sozialistisch geprägten Umfeld sozialisiert. Er schloss die Lehre zum Taschner ab, und trat 1927 in die Feuerwehr der Stadt Wien ein. Dort war er als Telegrafist tätig.
Schließlich erreichte er den Rang eines Hauptwachtmeisters auf der Feuerwache Speising. 1933 trat er der KPÖ bei.

Politische Überprüfung und Verhaftung

Die Gauleitung Wien führte am 18. Dezember 1942 eine politische Überprüfung Plackholms durch. Hierbei wurde festgestellt, dass “sein Gesamtverhalten darauf schließen lässt, daß er von seiner früheren marxistischen Weltanschauung bisher noch nicht losgekommen ist." Wenige Wochen darauf informierte die Gestapo Wien am 3. Februar 1943 das Kommando der Feuerschutzpolizei über die am 4. Februar geplante Verhaftung des Ehepaars Plackholm. Die Verhaftung erfolgte am 4. Februar 1943. Maria Plackholm war bis zur Befreiung 1945 in Haft.

Festnahme von über 50 Feuerwehrleuten, Verhandlung

Laut Gestapo Wien sollte Hermann Plackholm seit 1941 in Verbindung zu leitenden Funktionären der KPÖ sein. Ihm wurde vorgeworfen, an der Herstellung kommunistischer Streuzettel beteiligt zu sein. In den Wochen darauf wurden über 50 Feuerwehrleute festgenommen. Es folgte eine Verhandlung in Wien, die vom 13. bis 25. März 1944 dauerte. Das Oberste SS- und Polizeigericht verurteilte Hermann Plackholm, Johann Zak, Franz Pascher, Oskar Schlaf und Johann Perthold wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" und "Landesverrats" zum Tode.
Die anderen Angeklagten erhielten lebenslängliche oder mehrjährige Zuchthausstrafen.

Die verurteilten Feuerwehrmänner kamen dann in das KZ Mauthausen. Am 27. Oktober 1944 ging es für die Männer zurück nach Wien.

Abschiedsbriefe von Hermann Plackholm, einen Tag vor seiner Hinrichtung

An seine Frau Maria:

"Mein Liebstes, meine gute Maria!
Maria, das Schicksal wollte nicht, daß wir uns wieder sehen. Ich hatte so sehr daran geglaubt, daß alles wieder gut werden möchte. [...]
Habe Dank für alles Liebe und Gute, das Du, mein Goldchen, mir in selbstloser Weise gegeben. [...] Bleibe nicht allein, verschließe Dich nicht dem Leben, nütze es in allem Guten und Edlen, bleibe nicht allein, bitte, bitte, bleibe nicht allein, mein Liebstes.
Es wird Dir gewiss der rechte Lebenskamerad für Dein gutes Herz zukommen.
Verzeihe mir in dieser Stunde, daß ich dich so unglücklich mache. Ich konnte es nicht abwenden."

An seine Nichte Evi:

"Liebes Evilein!
Alles Glück, das dem Leben geboten werden kann, soll mit Dir sein. So aufrichtig wünsche ich es Dir, mein Sonnenscheinchen.
Dein Onkel Hermann”

Hinrichtung am Militärschießplatz Kagran

Der Militärschießplatz Kagran war zwischen 1940 und 1945 oft Schauplatz von Hinrichtungen durch Erschießen. Was am 31. Oktober 1944 stattfand, muss der besonderen Abschreckung gedient haben. Es mussten nämlich sehr viele in Wien tätige Feuerwehrmänner, es waren an die 600, in Uniform am Schießplatz antreten und den Verurteilungen beiwohnen. Hermann Plackholm und Johann Zak wurden erschossen, die zum Tode Verurteilten Perthold, Schlaf und Pascher hatten am Vortag von ihrer Begnadigung zu einer lebenslänglichen Zuchthausstrafe erfahren, dies wurde nunmehr bestätigt.

Gedenkort

1947 wurde ein Denkmal für die vom Faschismus ermordeten Feuerwehrmänner errichtet. Es befindet sich an der Zentralfeuerwache am Hof.

Straßenbenennung

Seit 1988 ist die Hermann-Plackholm-Straße in Wien Aspern nach dem hingerichteten Widerstandskämpfer benannt.

Abschied von Sidonie

Die sehr bekannte Dokumentarerzählung “Abschied von Sidonie” von Erich Hackl (erschienen 1989) ist wichtiger Bestandteil der Literaturgeschichte. Die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte lässt auch das Ehepaar Hermann und Maria Plackholm als Protagonisten auftreten. Somit ist das Andenken an Hermann Plackholm und seine Frau auch literarisch verewigt.

Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof

In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.

Quellen und Bildnachweise

  • Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
  • Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
  • Porträtbild: Willi Weinert oder Wiener Stern Verlag
  • Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
  • Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
  • Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung
  • Wien Wiki Geschichte, Straßenname

Hauptwerke zur Gruppe 40

Weiterführende Informationen

  • DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
  • Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
  • Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
  • DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
  • Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
  • Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
  • Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
  • Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964

Web-Hinweise


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